Bei Schamanen: Steine und Heilrituale
Beim Frühstück erklärt Bayaraa beiläufig, dass Steine nicht gesammelt und fortgebracht werden dürften, denn dann würden sie weinen. Man dürfe höchstens Fluss-Steine auf einen Berg mitnehmen und dort ablegen, denn von dort kämen sie ja her.
Der Geist der Steine
Grundsätzlich müssten Steine immer an einen dem Himmel näheren Ort gelegt werden, als man sie gefunden hat, um ihren Geist zu stärken, und ihre Energie zu mehren. Das sei auch der Grundgedanke der Ovoos. Eine ganz neue Sichtweise für mich. Ich habe einen besonderen Stein von zu Hause mitgebracht, und wollte ihn Bayaraa schenken. Das werde ich nun lieber bleiben lassen.
Nach der Nacht in der Zeremonienjurte, und meiner Aufnahme als seine Schülerin, hatte Bayaraa mir ja aufgetragen, Milch und Wodka an den Ovoos zu opfern und dort zu meditieren. Nach ein paar Stunden dachte ich schon, er hätte mich da vergessen. Doch dann kam er und meinte ich solle Mittagessen gehen. Kurz danach jedoch, sollten sich alle wieder vor die Ovoos in die pralle Sonne setzen, wiederum zum Meditieren. Für mich geht es also fast ohne Unterbrechung weiter.
Es hat an die dreißig Grad. Der Schweiß rinnt, Knie und Rücken schmerzen. Ich bin so müde! Das Abendessen um sechs Uhr bringt die Erlösung.
Danach zeigt uns Bayaraa einige alte schamanische Orakel-Techniken die er gerne verwendet, und lässt sie uns an Einander üben.
Schamanische Heilrituale
Nach Sonnenuntergang geht es in die Zeremonien-Jurte, wo er uns einige schamanische Heilrituale zeigt und erklärt. Dabei gibt es immer einen symbolischen Träger, auf den die Krankheit oder ein Problem übertragen wird. Das können zum Beispiel Steine sein, Stoff, Papier oder ein besonderes Stück Holz. Dieser Träger wird dann je nach Ritual entweder vergraben oder verbrannt. Das Wichtigste dabei ist, dass der Betroffene seine Krankheit oder das Problem als solches erkannt hat, und sich auch wirklich davon lösen will. Danach müssen alle Beteiligten, die Räume und die zusätzlich verwendeten Gegenstände, sorgfältig geräuchert und, mit Wodka, gereinigt werden.
Kurz vor Mitternacht bricht er mit einer kleinen Truppe zur Jagd auf. Die Verbliebenen sollen in der Zeremonienjurte die Trance üben. Die beiden Schamaninnen verzaubern uns dazu mit ihren Maultrommeln. Als ich an der Reihe bin tanzt diese besondere Kraft wieder einen Gesten-Tanz mit mir, und ich fühle mich danach wie ein völlig entladener Akku. Ich zittere am ganzen Körper. Mir ist kalt. Die Schamaninnen bespucken mich nochmals mit Wodka und geben mir Milch zu trinken. Ich schlafe kurz, aber wie ein Stein.
Fortsetzung:
- Bayaraas Schamanencamp
- Schamanische Kraftplätze
- die Schamanentrommel
- in Bayaraas Zeremonien Jurte
- Meditation am Gipfel und in der Nacht
- die Kleidung des Schamanen
- erste außerkörperliche Erfahrung
- Initiation einer Schamanin
- das Schaf Opfer
- Anrufung vom Ahnengeist
- von Adlern und Geiern
- Rituelle Reinigung
- Magie und Trance
- von Steinen und Heilritualen
- der Berggeist
- die Ausbildung zum Schamanen
- das Schamanenlied
- Feuer und Schutzamulette
- Abschließende Rituale
- Bei Schamanen Übersicht