Bei Schamanen: der Berggeist

Bei Schamanen: der Berggeist

Tags darauf nimmt Dr. Bayaraa mich, zwei Praktikanten und den Schamanen mit auf die Fahrt zu seinem Bruder. Wir queren mit dem Auto den Fluss, einige Seitenarme und Zuflüsse, und fahren ein Tal hinauf. Oben stehen ein paar Holzhütten. Einfachste Verhältnisse. Aber hier gibt es einen Tisch, und Bänke zum Sitzen!

Ausflug hinauf ins Tal

Wir bekommen mongolischen Milchtee serviert, selbstgebackenes Brot und eine Art Frischkäse. Der Bruder hat zwei süße kleine Töchter, die uns interessiert anstarren.

junge Mongolinnen

Die Ältere der beiden schenkt uns ein paar von ihr selbst geformte, typisch mongolische Quarkkekse. Sie sind ziemlich hart, kaum gesüßt und recht schwer zu Essen. Es ist toll unseren Meisterschamanen und seine Familie einmal so privat erleben zu dürfen.

Mongolische traditionelle Kekse

Bei der Rückfahrt nehmen wir frisches Wasser aus einem Gebirgsbach mit.

Zurück im Schamanenlager lässt uns Bayaraa in der Zeremonienjurte zusammenkommen, und jeweils als Dreiergruppe auf schamanische Reise gehen. Es ist beeindruckend mit welcher Macht und Energie er uns dabei zu manipulieren weiß und unsere Reisen beeinflusst. Ich kann seine Präsenz ständig spüren.

Nach dem Abendessen führt er uns zu einem kleinen Bach, und dort dürfen wir endlich mal ins Wasser. Eintauchen in das knapp knietiefe Nass und die Haare waschen…was für eine Wohltat!

Die Vergangenheit lesen

In der Nähe steht ein Ovoo. In einer Linie setzen wir uns mit verbundenen Augen davor, meditieren und sollen die Energien des Ortes auf uns wirken lassen. Was ist hier gewesen? Vor meinem inneren Auge erscheinen Schemen, wie Pfosten mit Verbindungen, fünf Stück. Und eine menschliche Gestalt, die jedoch wie aufgelöst erscheint. Vor kurzem gestorben? Jeder berichtet über seine Vision. Bayaraa erzählt die Auflösung: Der Vorsteher der Ansiedlung hatte in der Sowjetzeit fünf Kreuze um den Ovoo aufstellen lassen, die mittlerweile wieder entfernt worden waren und würde auch nicht mehr leben. Wie hatte ich das ahnen können? Ich bin selbst erstaunt.

Der Berggeist

Es dämmert und wird kühl. Wir sammeln Holz für ein Lagerfeuer. Als ich ein paar Äste aus dem Bergwald hole, fühle ich mich beobachtet. Ein leicht unangenehmes Gefühl. Ich trage sie zur Feuerstelle und vergesse diese Begebenheit. Wir tanzen und singen zur Trommelmusik ums Feuer, während in der Ferne ein Wetterleuchten aufzieht. Eine wundervolle Stimmung. Doch das Gewitter nähert sich zu schnell. Als erste dicke Tropfen fallen, müssen wir leider aufbrechen.

Der Berggeist

Durch die Finsternis stolpern wir über die Wiesen. Ich fühle mich verfolgt. Ich bilde um unser Grüppchen einen energetischen Schutzkreis. Wir dürfen nicht ins Camp, da einer der Schamanen gerade seinen Ahnengeist gerufen hat und diese Zeremonie nicht gestört werden darf. Blitze zucken zwar über den Himmel, aber es regnet noch nicht richtig.

Also setzen wir uns an den Fluss, flüstern miteinander oder meditieren. Seltsamerweise haben alle diese Empfindung des Verfolgtwerdens gehabt. Bayaraa steht etwas abseits und muss sich übergeben.

Später in seiner Jurte befragt er uns, ob uns in den letzten Stunden etwas aufgefallen sei. Ich erzähle von meiner Empfindung beobachtet und verfolgt worden zu sein, und deshalb einen Schutzkreis gezogen zu haben. Er hört sich regungslos alle Bemerkungen an.  Dann legt er los.

Er habe einen starken Berggeist gerufen, um uns zu testen, und uns die Möglichkeit zu geben mit diesem zu arbeiten. Nun hätten wir durch unsere diversen stümperhaften Schutzkreise Barrieren gebaut, und ihn und den Bergspirit verärgert. Wir stünden hier jederzeit und überall unter seinem persönlichen Schutz und bräuchten sowas wie Schutzkreise oder Schutzamulette nicht. Die würden nur unsere Ausbildung behindern… Er fordert uns auf, allen Schmuck,  Amulette und Steine sofort abzulegen. Und schickt uns in die Jurten.

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