Video-Kunstprojekt Ritual für das Wildschwein
Der Koreanische Künstler Hyeon Ung Ko, aktueller Stipendiat an der Kunstakademie Düsseldorf, hatte mich kontaktiert mit dem Vorschlag einer Zusammenarbeit im Rahmen seines posthumanistischen Performance-Kunst-Projektes: Ko wünschte sich von mir ein „Wildschwein-Ritual“.
Das klang herrlich schräg, und so sagte ich zu.
Es gibt kein offizielles Wildschweinritual. Ko wollte ein Ritual um den Schweinen, die für die Fleischproduktion ein armseliges Dasein fristeten Anerkennung und Respekt zu zollen. Ich suchte einen Ort dafür, an dem die Möglichkeit bestand, dass dort Schweine lebten… eine Sauschütt. Ich wählte für unser Projekt den Ebersberger Forst, und dort eine ausgewiesene Wildschwein Fütterstelle.
Der Platz für das Ritual
Der 24. August war ein hochsommerlicher Tag. Ko war direkt mit dem Zug, einem riesigen Rollkoffer und einer Reisetasche angereist. Wir trafen uns am S-Bahnhof und hatten einen 30 Minütigen Weg auf unbefestigten Forstwegen vor uns. Während Ko schwitzend seinen Koffer über den Schotter zerrte tauschten wir uns in einem Gemisch aus brockenweise Englisch und Deutsch über hochspirituelle Themen aus. Die Fütterstelle stellte sich als große Lichtung im Wald mit schönen großen Bäumen, einer zusammengefallenen Hütte und nur noch einigen Metern intaktem Holzzaun heraus.
Daneben fand ich eine wunderschöne Stelle im Wald, die ich für mein Ritual bestimmte. Ich hatte Futter für die Wildschweine gesammelt und Ausschnitte von Werbeblättern in denen Schweinefleisch beworben wurde. Das eine „opferte“ ich den Schweinen, das andere, das Leid, verbrannte ich. Ich rasselte, trommelte und sang, und als ich nach fast einer Stunde das Ritual beendete, hörte ich ein Grunzen!
Angelockt von meinem Ritual
Die Wildschweine hatten wirklich meinen Ruf gehört und waren gekommen! Da war auch eine Bache mit acht Frischlingen… Entzückt und zutiefst berührt beobachtete ich die Tiere wie sie den Ritualplatz mit Abstand umrundeten. Nicht so Ko… der packte in Panik seine Kameras und Stative und flüchtete „dangerous“ proklamierend zu der verfallenen Hütte.
Ich aber packte glücklich und in Ruhe zusammen, und als wir dann gemeinsam den Forstweg wieder Richtung Bahnhof polterten, musste Ko schon wieder entsetzt „Danger“ rufen… diesmal kreuzten vier Hirsche unseren Weg…

Rückführung in die Heimat der Generäle
Hyeon Ung Ko hat mein Ritual von mehreren Seiten gefilmt und daraus ein Video geschnitten. Dieses Video ist ein Hauptteil seines Kunstprojektes „Rückführung in die Heimat der Generäle“ das er im Februar 2025 erstmalig bei einer Ausstellung in der Kunstakademie Düsseldorf präsentierte.


Das könnte Dich auch noch interessieren: